Nach dem massenhaften Auftreten von Rotalgen im Jahr 1963 wurde rasch an einer Lösung gearbeitet: dem Bau einer Kanalisationsanlage. Der erste Kostenvoranschlag vom 4. September 1964 lag bei 27 Millionen Schilling, erhöhte sich jedoch bis zum Beginn des Probebetriebs auf 40 Millionen. Der symbolische Spatenstich erfolgte am 11. Dezember – mit Beteiligung des Landeshauptmanns, seines Stellvertreters sowie des damaligen Bürgermeistes.
1: Erster Spatenstich für Veldens Kanal am 11. Dezember 1964 durch Landeshauptmann Ferdinand Wedenig, seinem Stellvertreter Thomas Truppe und Veldens Bürgermeister Walter Pippan
Bis 1967 wurden eine Pumpstation, eine mechanische Kläranlage bestehend aus zwei Emscherbrunnen, eine Druck- und Fallleitung sowie Kanalleitungen von der Villa Martha und der Volksschule bis zur Pumpstation errichtet. Das Hotel Carinthia sowie Teile des Schlosshotels wurden als Erste an die Kanalisation angeschlossen. Damit begann der provisorische Betrieb. Am 22. Mai wurde eine Gleichenfeier veranstaltet. Im November wurde jedoch bekannt, dass der weitere Ausbau aufgrund finanzieller Engpässe ins Stocken geraten war.
Ein Jahr nach der Inbetriebnahme des Kanals, also 1968, zeigte sich noch keine Verbesserung der Wasserqualität. Ganzjährige Wasserproben belegten im Februar, dass sich der Zustand des Wörthersees weiter verschlechtert hatte – besonders kritisch war die Lage in Maria Wörth. Im Juni nahm schließlich der Landeshauptmann die Kläranlage in Velden offiziell in Betrieb.
2: 28. Juni 1968 fand die feierliche Eröffnung der Kläranlage in Selpritsch statt
1969 blieb die Wasserqualität in der Veldener Bucht weiterhin unbefriedigend. Verantwortlich dafür waren drei Bäche – der Rajacher-, Damtschacher- und Dueler-Bach – die weiterhin ungereinigtes Wasser in den See leiteten. Das Wasserbauamt Klagenfurt forderte daraufhin die Reinigung der Zuflüsse. Doch viele Anwohner weigerten sich, ihre Liegenschaften an das Kanalnetz anzuschließen. Der Gemeinderat diskutierte schließlich über einen Finanzierungsplan für eine umfassende Ringkanalisation, deren Kosten mit 60 Millionen Schilling veranschlagt wurden.
Der Kanalisations-Bauteil III wurde am 12. Feber 1970 abgeschlossen. Auch das Wasserwerk Auen wurde fertiggestellt. Neue Wasseruntersuchungen zeigten verbesserte Werte in der Bucht: In den Bächen wurden deutlich weniger Coli-Bakterien festgestellt.
1972 ergaben wasserbiologische Untersuchungen an mehreren Stellen der Veldener Bucht sehr gute Werte. Dennoch war die Gemeinde mit der dauerhaften Sicherung der Wasserqualität überfordert. Deshalb rückte eine umfassende Ringkanalisation rund um den Wörthersee in den Fokus – mit einer geschätzten Investitionssumme von 600 Millionen Schilling.
Die Österreichische Draukraftwerke AG (ÖDK) baute 1973 an einem Kraftwerk in Rosegg. Der Großteil des Drauwassers wurde in einen eigenen Kanal umgeleitet. Im alten Draubett verblieb nur noch Restwasser, dessen Menge von zehn auf fünf Kubikmeter pro Sekunde reduziert wurde. Das dort einmündende Abwasser konnte von der Kläranlage Velden nicht mehr aufgenommen werden. Die ÖDK errichtete daraufhin auf eigene Kosten einen 2.750 Meter langen Kanal unterhalb des neuen Kraftwerks.
Am 21. November 1974 schloss der Gemeinderat Velden mit der ÖDK einen Vertrag über die Errichtung des Abwasserkanals – von der Kläranlage Selpritsch bis zur Drau.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten zeigten die Maßnahmen ab 1970 positive Wirkung. Der Ausbau der Kanalisation sowie die Kooperation mit der ÖDK führten zu einer Verbesserung der Wasserqualität des Wörthersees.
Doch nicht nur in der Region veränderte sich viel – auch weltweit war die Zeit zwischen 1964 und 1974 von tiefgreifenden Ereignissen geprägt:
In Vietnam führten Nord- und Südvietnam einen erbitterten Krieg gegeneinander. Der Norden wurde von China und der Sowjetunion unterstützt, der Süden von den USA.
1968 markierte der Prager Frühling eine kurze Phase der Liberalisierung und Demokratisierung in der Tschechoslowakei. Diese Bewegung wurde jedoch durch Truppen des Warschauer Pakts gewaltsam niedergeschlagen.
Nur ein Jahr später – am 20. Juli 1969 – landete die Mondlandefähre “Eagle” um 21:17 Uhr auf dem Mond.
Am 21. Juli 1969 um 03:56 Uhr betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.
1973 führte die Ölkrise zu einer weltweiten Energie- und Wirtschaftskrise, die tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaft und Industrie nach sich zog.